Es zeichnet sich ab, dass eine Änderung der diagnostischen Vorgehensweise beim Verdacht auf Belastung durch Schimmelpilze in Wohnbereichen erforderlich wird. Der Umweltausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein und das Institut für experimentelle Toxikologie des Universitätsklinikum Kiel weisen darauf hin, dass auf der Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse bei der gesundheitlichen Bewertung von Schimmelbefall in Innenräumen ein Umdenken erfolgen sollte.
Die gesundheitlichen Folgen von Schimmelexpositionen nehmen zu.
Sie reichen von chronischen Erkrankungen der Atemwege (allergisches Asthma) und des HNO-Traktes (hier insbesondere Entzündungen der Nasennebenhöhlen) über Kopfschmerzen bis zur chronischen Erschöpfung.
Aus internationalen Veröffentlichungen sowie aktuellen Untersuchungsergebnissen des „Messwagens der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein“ muss geschlossen werden, dass die bisher gängige Praxis zur Beurteilung einer Gesundheitsgefährdung durch Schimmelpilze mittels der Messung von lebenden, kultivierbaren Sporen in der Raumluft nicht ausreicht. Viele öffentliche Institutionen, Gesundheitsämter und Sachverständige arbeiten jedoch immer noch ausschließlich nach dieser herkömmlichen Methode und kommen daher zu falschen Bewertungen.
Messung der Gesamtbelastungen, das heißt Bestimmung der Konzentration lebender und nicht anzüchtbarer Pilze und Bakterien in einer Materialprobe. In diesem Zusammenhang sind zur Ursachenermittlung auch Feuchte- und Temperaturmessungen sinnvoll.
Einsatz eines geprüften Schimmelspürhundes zur Lokalisierung nicht sichtbarer Materialbelastungen in Wänden und Fußböden. Dann Vorgehen wie oben angeführt.
(bei Sporen im Vergleich mit der Außenluft als Indikator für eine mikrobielle Belastung)
a) Messung der Gesamtzahl von Pilzen und Bakterien
b) Messung von MVOC (microbial volatile organic componds = von Mikroorganismen produzierte flüchtige organische Substanzen)
Achtung: Niedrige Werte lassen keinen Ausschluß einer Gesundheitsgefährdung zu.
Ein direkter Vergleich von Ergebnissen, die mit unterschiedlichen Probenahmetechniken oder Nährböden gewonnen wurden, ist nicht möglich.
Die Messung von Pilz- und Bakterientoxinen im Staub befindet sich in der Forschungsphase.
Umweltausschuß der Kassenärztlichen Vereinigung S.-H., Bismarckallee 1-6, 23795 Bad Segeberg
Institut für experimentelle Toxikologie des Universitätsklinikum Kiel, Brunswiker Str. 10, 24106 Kiel
Kiel/ Segeberg, im Juni 2002
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